Was gibt’s Neues in Sachen digitaler Nachlass? Unser Monatsrückblick Oktober 2016 informiert schnell und prägnant über alles Relevante.
Inhalt
Neue Umfrage zum digitalen Nachlass
Kaspersky Lab, ein global agierendes Cybersicherheitsunternehmen, ließ im Oktober eine kleine Umfrage zum digitalen Nachlass durchführen. Die Pressemeldung zu den Ergebnissen gab es dann am 25.10.2016. Danach haben sich 75 Prozent der Deutschen ab 18 Jahren noch keine Gedanken über ihren digitalen Nachlass gemacht.
Dass das Ergebnis auf den ersten Blick positiver wirkt als bei der Bitkom-Studie vom Mai 2015, dürfte an der etwas anderen Fragestellung liegen. Dort kam als Ergebnis heraus, dass neun von zehn Internetnutzern (93 Prozent) für den Fall ihres Todes ihren „digitalen Nachlass“ nicht geregelt haben. Befragt wurden dabei außerdem Personen schon ab 14 Jahren.
(Anmerkung: Die Kapersky-Umfrage wurde als Online-Studie an einem Tag, nämlich am 11. Oktober 2016 von Statista durchgeführt. Befragt wurden „mehr als 500 deutsche Internetnutzer ab 18 Jahren“. Bei der Umfrage der Bitkom Research in Zusammenarbeit mit Aris Umfrageforschung im Auftrag des Bitkom wurden 1016 Personen ab 14 Jahren befragt, darunter 812 Internetnutzer, im Mai 2015 befragt.)
Trauer im Netz beim Netzkongress und digina.16
Dass digitaler Nachlass und Online-Trauerkultur als Themen mehr in die Öffentlichkeit

rücken, war auch beim Münchner Zündfunk Netzkongress zu sehen. Die Journalistin und Bloggerin Mareice Kaiser hielt dort eine gut besuchte Session unter dem Titel #RIP – Trauer im Netz.
Das bestärkt uns, dass es Zeit für eine eigene Konferenz zum Themenkomplex ist. Die Vorbereitungen für die digina.16 liefen im Oktober auf Hochtouren. Inzwischen steht das finale Programm: Mit der Juristin Antonia Kapahnke, die 2015 ihre Dissertation „Der digitale Nachlass“ veröffentlicht hat, ist jetzt auch der letzte Vortragsslot besetzt. Hier stellt die Referentin ihr Thema vor.
Blick zu den Nachbarn
In Österreich steigt die Versicherungsbranche ins Geschäft mit dem digitalen Nachlass ein: Der WIENER VEREIN Bestattungs- und Versicherungsserviceges.m.b.H., eine Tochtergesellschaft des Versicherungsunternehmens Wiener Städtische, bietet einen digitalen Nachlass-Service an.
Bei Abschluss einer Wiener Verein Bestattungsvorsorge kann der „Digitale Nachlass Service“ als Zusatzbaustein mitgebucht werden. Nicht Wiener Verein-Kunden können das Service auch bei Beauftragung einer Beerdigung direkt beim Bestatter abschließen.
Die Technik dahinter kommt übrigens vom deutschen Kooperationspartner und Nachsorgedienstleister Columba. CMO Christopher Eiler wird bei der digina.16 mit Kai Lociks, Christoph Hübner und Elisabeth Noltenius über die Frage „Digitaler Nachlass – bewahren oder löschen?“ diskutieren.
Ein neues Startup tritt auf den Plan
Anfang Oktober ging mit SOMNITY eine neue Vorsorgelösung an den Start. 3 Jahre Entwicklungsarbeit hat Michael Brück, Geschäftsführer der netzbetreuer GmbH in SOMNITY gesteckt. Der Gründer hat uns für digital.danach ein ausführliches Interview gegeben.
Medienschau im Oktober 2016
Neben der Berichterstattung über SOMNITY (z.B. in der Rhein-Zeitung) gaben unter anderem Tom Nebe bei WELT.de (09.10.2016) und Sven Braun bei Netzpolitik.org (25.10.2016) Tipps, wie man die Online-Konten eines Toten verwalten kann.
Und auch beim ARD Buffet drehte es sich am 28.10.2016 um digitalen Nachlass und um mögliche Vorsorgeschritte.
The Verge, amerikanisches Technikportal und Mediennetzwerk, griff mit dem Artikel SPEAK, MEMORY When her best friend died, she rebuilt him using artificial intelligence das Thema KI zur Simulation von Verstorbenen in Form von Chatbots auf. (In unserem aktuellen Blogbeitrag schlägt Dennis Schmolk den Begriff „GoneBots“ vor; wir berichteten über das Phänomen auch schon vor einem Jahr.) Die Faszination für das Thema wird in den nächsten Jahren noch zunehmen. Grund dafür dürfte der Grenzbereich zwischen Technik, Illusion und starken Emotion sein, der im Artikel gut zur Geltung kommt:
When they miss him, they send messages to his avatar, and they feel closer to him when they do. “There was a lot I didn’t know about my child,” Roman’s mother told me. “But now that I can read about what he thought about different subjects, I’m getting to know him more. This gives the illusion that he’s here now.”
Her eyes welled with tears, but as our interview ended her voice was strong. “I want to repeat that I’m very grateful that I have this,” she said.
Außerdem hat uns Steffen Meier für die neueste Ausgabe seines #dpr interviewt: „Was bleibt … wenn Onliner sterben?“ Außerdem dabei: Eva Ihnenfeldt von KMU Digital, ebenfalls über Chatbots als Repräsentanten Verstorbener. Wer den „digital publishing report“ regelmäßig erhalten möchte, kann sich hier eintragen: www.digital-publishing-report.de Das Heft mit unserem Interview gibt’s direkt und kostenlos hier: http://www.digitalpublishingreport.de/dpr_Heft2_2016.pdf
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