Der Computer eines Menschen enthält fast immer einen großen Teil seiner digitalen Identität. Der PC oder Mac ist daher der erste Gegenstand, der Aufschluss über Art und Umfang eines digitalen Nachlasses geben kann. Wer einen solchen Rechner erbt, steht häufig vor der Frage, wie er an den Inhalt gelangt.
Was kann sich auf dem Computer befinden?
Inhalt
Auf dem Rechner befinden sich oft die wichtigsten Daten des Verstorbenen: E-Mails, Briefe, Musik, Fotos, Videos und Notizen. Aber auch Zugangsdaten zu Social-Media-Profilen, die Browserhistorie, Lesezeichen und Downloads können bei der digitalen Nachlasspflege hilfreich sein. Vielleicht benötigt man auch dringend Zugang zu gescannten Dokumenten des Verstorbenen oder zu den lokalen Kopien von Cloud-Dateien (Dropbox, Copy).
Welche Geräte gibt es?
Neben dem Computer (meistens einem PC mit Windows- oder Linux-Betriebssystem oder einem Mac) verfügen viele digital aktive Menschen über Tablets, Smartphones, externe Festplatten, USB-Speichersticks und digitale Bild- oder Videokameras, die in den Besitz der Hinterbliebenen übergehen können. Im Folgenden geht es ausschließlich um den Desktop- oder Laptop-Computer und die auf dessen Festplatten vorhandenen Daten. Bei den anderen genannten Speichergeräten ist es oft möglich, sie an einen beliebigen Rechner anzuschließen und auszulesen.
Welche Hürden gibt es?
In seltenen Fällen genügt es, den Computer einzuschalten, um die darauf befindlichen Daten anschauen zu können. Meistens aber stehen zwischen dem Hinterbliebenen und den Dateien eine oder mehrere Hürden:
- Betriebssystem-Passwort: Jedes Betriebssystem bietet die Möglichkeit, den einfachen Zugriff auf das System durch Vergabe eines Benutzer-Passworts zu schützen. Sofern man es nicht kennt (und auch nicht in einem Passwort-Notizbuch oder auf Post-its in der Nähe des Rechners findet), muss man einen Weg “darum herum” finden. Für technisch fortgeschrittene Nutzer kann es sich anbieten, den Rechner mit einer Linux-Distribution von einer Live-CD zu starten (bspw. Ubuntu oder Knoppix). Auf die Festplatten des Computers kann dann über das Live-System zugegriffen werden.
- Verschlüsselung: Schwieriger wird es, wenn die Festplatten des Rechners verschlüsselt sind, zumal es eine ganze Reihe von Verschlüsselungsstandards gibt. Von Apples FileVault bis hin zu Truecrypt (bzw. VeraCrypt und CipherShed) existieren für jedes Betriebssystem Verschlüsselungslösungen. Diese bieten zwar faktisch keinen hundertprozentigen Schutz vor kommerzieller oder staatlicher Spionage, aber sie sind im Regelfall auch für professionelle Anwender nicht zu überwinden. Hier benötigt man fast immer externe Unterstützung.
Wer hilft, wenn es nicht weiter geht?
Wenn sich Hinterbliebene mit den technischen Details nicht auskennen oder auseinandersetzen wollen, sollten sie sich Hilfe von versierten Anwendern holen. Oft findet sich im eigenen Freundes-, Familien- und Bekanntenkreis oder in dem des Verstorbenen jemand, der sich intensiver mit Computern auskennt.
Wenn auch diese Kontakte nicht mehr weiterhelfen können, ist es Zeit, sich an Profis zu wenden. Es gibt diverse Datenrettungs- und Datenwiederherstellungs-Dienstleister. Allerdings können auch diese nicht in allen Fällen weiterhelfen – und häufig fallen hohe Kosten an. Hier empfiehlt sich eine umfangreiche Recherche, bevor man Geld ausgibt!
Fazit
Die Daten auf dem PC eines Verstorbenen können bei der digitalen Nachlasspflege sehr hilfreich sein. Allerdings ist es nicht in jedem Fall einfach, an diese Daten zu gelangen. Hier muss man abwägen, welche Daten man auf dem Rechner vermutet, ob man anderweitig an diese Daten gelangen kann und wie viel Aufwand ihre Bergung mit sich bringt.
Copyright Beitragsbild: Icons made by Christian Bogdan Rosu from www.glypho.eu/free-icons. Copyright Screenshot: Public Domain.
2 Gedanken zu „Wie rettet man Daten vom Computer eines Verstorbenen?“