Der Tod in virtuellen Welten

Viele Millionen Menschen weltweit spielen regelmäßig Online-Games, die sie in virtuelle Welten entführen. Die Spanne reicht hier von Browsergames wie “Farmville” über MMORPGs wie “World of Warcraft” bis hin zu Welt-Simulationen wie “Second Life”. Der Tod einer Spielfigur, eines Charakters oder Avatars, ist in vielen Spielen an der Tagesordnung. Was aber geschieht, wenn ein Spieler im echten Leben stirbt? Wie nehmen andere Spieler Abschied – und wie erfahren sie überhaupt vom Tod eines Clanmates oder Mitspielers, der einfach nicht mehr zum Spiel erscheint? Statistisch betrachtet ist die Mortalität unter Online-Gamern noch nicht bedeutend, da die meisten Online-Spieler noch jung sind – was den Einzelfall besonders tragisch macht, aber auch dafür sorgt, dass das Thema wenig Beachtung findet.

Genauso wichtig wie das “real live”

Angehörigen eines verstorbenen Gamers muss bewusst sein, dass diesen das Spiel oft als ebenso bedeutsam wie andere, “reale” Aktivitäten und Umgebungen war. Das zeigt sich besonders im Umgang mit den Mitspielern, die sich in vielen Spielen in Clans organisieren.

Möglicherweise war dem Verstorbenen das soziale Umfeld im Spiel ebenso wichtig wie die Schulfreunde, Kommilitonen oder Kollegen.

Ein Clan trauert um ein Mitglied, ein Vater um den Sohn

Wie in allen Kulturen gibt es auch in Subkulturen Trauerrituale und Gedenkinstitutionen. In virtuellen Communities hat sich aufgrund ihres geringen Alters selten eine eigenständige Trauerkultur herausgebildet, sodass es keine übergreifende “Traditionen” gibt.

Durch digitale Bestattungen und Trauerfeiern lässt sich aber auch virtuell Abschied nehmen, wenn ein geliebter Mensch verstorben ist – auch wenn man ihn vielleicht nur online kannte. In der virtuellen Welt-Simulation “Second Life” gab es bereits 2007 Trauerfeiern zu Ehren verstorbener Spieler:

Today we learnt that the player behind the SecondLife avatar Shucks Valkyrie had died from a heart attack there was an impromptu memorial service held in the cemetery of the Tombstone, Arizona sim, his most recent place to be.

http://victorianaesthetic.blogspot.de/2007/02/secondlife-funeral.html

Trauer kann sich aber auch dadurch ausdrücken, dass ein Clan einem verstorbenen Mitglied ein Video widmet oder dass der Vater eines gefallenen US-Soldaten den Lebensbereich Gaming zu erkunden versucht und im Social-News-Dienst reddit hunderte Beileidsbekundungen erhält. Diese Geschichte schaffte es bis in die BILD-Zeitung.

Szenenbild aus Second Life, das einen Sarg zeigt - Beispiel für den Tod in virtuellen Welten
Trauer um einen verstorbenen Mitspieler in Second Life. (Quelle: Laurence Simon)

Was können Hinterbliebene tun, um eines Gamers zu gedenken?

Angehörige, die selbst nicht in der Gaming-Kultur aktiv sind, können beispielsweise Freunde und Mitspieler des Verstorbenen befragen, wie sie virtuellen Freunden die traurige Nachricht mitteilen können. Möglicherweise können diese Freunde auch dazu beitragen zu klären, welche Form von digitalem Abschied sich der Verstorbene gewünscht hätte – und bei der Umsetzung helfen.

Leider gibt es noch keine zentralen Anlaufstellen, in denen digitale Trauer um virtuelle Bekannte und Freunde koordiniert wird.

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