„R.I.P.: Rest in Pixels“ – t3n 46 (Q1/2017)

Wie angekündigt haben wir uns über den Jahreswechsel einige Zeitschriften näher angeguckt, die den Themenkomplex Tod und Digitalisierung als Schwerpunkt behandeln. Darunter: t3n, WIRED, WASD. Im ersten Teil unserer Kurzrezensions-Reihe widmen wir uns der t3n.

Schwerpunkt der ersten Quartalsausgabe 2017 ist das Thema „Rest in Pixels“. Das bedeutet: 26 von 194 Seiten des Hefts widmen sich dem Tod, seiner Überwindung und der Rolle, die Digitales dabei spielt. Im Detail:

  • Der Einstiegsartikel (S. 34–40) befasst sich mit der Frage, ob „sich der Mensch digital konservieren“ lasse. Dabei geht es um virtuelle Abbilder und Hologramme, um Hirnsimulationen und generell um die Machbarkeiten der Kopie. Virtuelle Doppelgänger könnten nicht nur als „soziale“ Maschinen verwendet werden, sondern auch z.B. als hochspezialisierte Expertensysteme. Und dabei stellen sich viele Fragen, u.a. auch trauerpsychologische.
  • Unsterblich ab 12,95“ (S. 42–45) beschäftigt sich mit Diensten, die die Virtualisierung des Selbst anbieten. Dabei kommen auch andere Unsterblichkeits-Fantasien in den Blick: Transhumanismus, Do-it-yourself-Genanalyse zur Health-Optimierung usw.
  • Gehirne in die Cloud laden? Absurd!“ (S. 46–49) räumt mit vielen Science-Fiction-Vorstellungen auf. Das Interview mit Raul Rojas gleicht Machbarkeiten und Wunschvorstellungen ab. 
  • Ich, der digitale Messie“ (S. 52–56) ist mit Abstand der interessanteste Artikel des Hefts und stellt sich dem Problem, dass es uns nahezu unmöglich ist, unsere Daten souverän zu überblicken oder gar zu managen. Eine Idee zur Lösung: Das Tagebuch 2.0 ist ein vollständiges Log meiner selbst, über das nur ich verfüge; ich mache Big Data im kleinen Alltag.
  • Willkommen in der Endlosschleife“ (S. 58–59) schließt den Schwerpunkt ab. Der Essay von Jens Lubbadeh, der in einem Heyne-Roman Marlene Dietrich zur virtuellen Unsterblichkeit verhilft, malt eine Welt unsterblicher Ikonen, die uns dauerhaft überschatten.

Fazit

Insgesamt ist der Schwerpunkt sowohl vom Umfang wie auch vom Inhalt her nicht befriedigend. Wesentliche Themen – der Tod in virtuellen Welten; digitaler Nachlass; digitale Trauer – fehlen. Gleichzeitig sind knapp 15% des Hefts kein wirklicher „Schwerpunkt“ sondern ein Thema.

Kaufempfehlung: Wer sowieso jede Ausgabe liest, wird mit ein paar interessanten Gedanken konfrontiert. Wer sich das Heft nur des kurzen Schwerpunkts wegen kauft, sollte wissen, was ihn erwartet.

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