Achtung: SafeBeyond geht offline.
Digitale Nachrichten aus dem Jenseits klingen zunächst einmal merkwürdig, vielleicht auch gruselig. Trotzdem ist genau diese Leistung das Marketing-Zugpferd von SafeBeyond, wie auch im offiziellen Trailer (nur auf Englisch) zu sehen ist:
Moran Zur, CEO und Founder von SafeBeyond, hat uns einige Fragen zum Service und dessen Hintergründen beantwortet! (Anmerkung: Dies ist die deutsche Übersetzung des Interviews. Für den englischsprachigen Originalitext siehe hier.)
Hallo Moran! Danke, dass Sie sich die Zeit nehmen, uns einige Fragen zu beantworten. Doch zunächst: Wer sind Sie, was ist SafeBeyond und wie kamen Sie mit digitalem Nachlass in Berührung?
Inhalt
Die Idee hinter SafeBeyond stammt aus einer Notsituation, als ich meinen Vater 2002 an den Krebs verlor. Einige Jahre später, an meinem Hochzeitstag, spürte ich seine Abwesenheit wie nie zuvor. Das führte mich dazu, nach einer langfristigen Lösung zu suchen, die es Menschen erlaubt, im Leben ihrer Lieben zu bleiben – auch nach ihrem Tod, und vor allem zu den wichtigsten Ereignissen und an den wichtigsten Orten.
Meine Idee konnte aufgrund der technischen Möglichkeiten damals jedoch noch nicht umgesetzt werden. Wir waren vor 10 Jahren einfach noch nicht so weit wie heute.
2012 wurde meine Frau Hila dann mit einem Hirntumor im Spätstadium diagnostiziert, was mich dazu brachte, meine Position als CEO der Broker-Firma einer der größten Investmentbanken Israels aufzugeben und SafeBeyond zu gründen.
Digitaler Nachlass ist ein großes Zukunftstheme. Wie lange, denken Sie, wird es dauern, bis eine Mehrheit sich um ihre digitale Identität und deren Bestehen nach dem Tod kümmern wird?
Ich denke, das passiert bereits, und wird in Kürze ganz normal sein. SafeBeyond profitiert von einem bereits laufenden Wandel: Facebook versteht das Bedürfnis und hat den „Nachlasskontakt“ gelauncht, und Versicherungsunternehmen gründen digitale Nachlass-Services. Bislang machen sie das aber eher halbherzig – während wir ein gutes Produkt auf den Markt bringen.
Wird es SafeBeyond auch in anderen Sprachen und Ländern geben?
Ja, absolut! Nächstes Jahr werden wir unsere Plattform in einigen weiteren Sprachen anbieten. Aktuell kommen unsere meisten Nutzer aus englischsprachigen Ländern: USA, Kanada, Großbritannien, Australien und Indien.
Sehen Sie unterschiedliche Herangehensweisen an das Thema digitaler Nachlass, je nachdem, welche Länder und Kulturkreise sich ihm annähern?
Wir sehen eine überproportionale Nachfrage aus östlichen Ländern, vor allem Indien, China und Japan. Es scheint, dass diese Kulturkreise offener für den Diskurs um Tod und Sterben sind. Gleichzeitig müssen wir aber auch festhalten, dass wir positiv überrascht sind, wie gut unser Service in den westlichen Ländern aufgenommen wird, die wir bislang bedienen.
Wie stellen Sie sicher, dass Sie auch in 50 oder 90 Jahren noch in der Lage sind, die digitalen Werte und Daten zu verwalten? Das ist ja insbesondere für jüngere Nutzer eine entscheidende Frage.
Um dieses Problem zu lösen, haben wir uns entscheiden, alle Daten in der Amazon-Cloud zu speichern und nicht auf eigenen Servern. Wir stellen den Nutzern auch jederzeit einen Download aller ihrer Daten zur Verfügung. Diese Daten gehören dir. Außerdem weisen wir alle User an, vertrauenswürdige Personen zu benennen, die über den Versand von Nachrichten an Hinterbliebene wachen. SafeBeyond wird es einfacher machen, sich um all die (ohnehin notwendigen) Schritte zu kümmern, die nach dem Tod eines Menschen für die Hinterbliebenen anfallen.
Wir alle besitzen heute viele digitale Inhalte und Identitäten, und wir vereinfachen den Prozess, diese zu handhaben. Das ist wesentlich sicherer, als all das auf einem privaten Computer zu haben, denn wir kümmern uns um alle Backups, wir übernehmen den Versand, und damit entlasten wir die Angehörigen in einer schweren Stunde.
Wie reagieren Sie darauf, dass Menschen Vorbehalte gegenüber „Nachrichten aus dem Jenseits“ haben könnten?
So, wie SafeBeyond aufgebaut ist, bleibt es die alleinige Entscheidung des Empfängers, ob er eine über uns verschickte Nachricht öffnet oder nicht. Wenn sich der terminierte Versand von posthumen Nachrichten zum Standard entwickelt, sollte auch jeder bedenken, dass es dann als Zeichen mangelnder Zuneigung verstanden werden könnte, wenn man nicht dementsprechend vorgesorgt hat.
Ich kann bei Vorbehalten nur empfehlen, zunächst alle digitalen Werte und Daten zu hinterlegen, bevor man sich an die Aufzeichnung persönlicher Botschaften macht, und dann mit einer offensichtlich sinnvollen Nachricht zu beginnen: Mit einem letzten Brief oder der Mitteilung, welcher Song auf der eigenen Beerdigung gespielt werden soll.
Meine Wahl ist hierbei übrigens „I did it my way“ von Frank Sinatra.
3 Gedanken zu „Nachrichten aus dem Jenseits und Vorsorge für alle Assets: Moran Zur von „SafeBeyond“ im Interview“