Unter dem Hashtag #nachhall sammeln wir die Stimmen von Menschen zu Nachlass und Vorsorge im digitalisierten Zeitalter. Ob in epischer Länge oder knackiger Kürze, liegt ganz bei den Interviewpartnern. Heute: Wibke Ladwig (www, Twitter), die auch auf der #digina16 sprach. Die Reihe wird unregelmäßig fortgesetzt.
Was ist für dich „digitaler Nachlass“ – und bist du damit schon in Berührung gekommen?
Ganz abgesehen von den unzähligen Accounts, die ich bei verschiedenen Diensten in den letzten Jahren angesammelt habe, ist für mich „digitaler Nachlass“ vor allem Inhalt: Texte, Töne, Bilder, Bewegtbilder. Und Beziehungen zu Menschen. Der digitale Raum ist Archiv meiner Gedanken und Eindrücke. Er ist Kneipe und Kramkiste.
Bisher kam ich über den Tod von nahen und entfernten Freunden mit dem Thema in Berührung. Und durch Eure Konferenz im letzten Jahr (diginia.16), die für mich Anlass war, mich mit den verschiedenen Aspekten von Nachlass zu beschäftigen.
Du bist online aktiv, hast also eine große „Erbmasse“. Hast du schon vorgesorgt oder dir Gedanken gemacht, was du dir für deine virtuellen Hinterlassenschaften wünschst?
Ich mache mir immer noch Gedanken, wie ich das für mich handhaben möchte. Ich habe mich mit meinen Inhalten pilzartig im Internet ausgebreitet und das macht es in gewisser Weise kompliziert. Eine Erkenntnis von der digina.16 war, dass es durchaus sinnvoll ist, zum Beispiel Texte auch auf Papier zu speichern, wenn mir die Urheberrechte und die Existenz dieser Texte wichtig sind. Es gibt immerhin einen Nachlassverwalter für mein Facebook-Konto, da Facebook meines Wissens der einzige Dienst ist, der die anbietet.
(Wie) sollen Menschen digital feiern/trauern, wenn es dich nicht mehr gibt?
Ich fände es schön, wenn ich nicht einfach so verschwinden würde. Weniger für mich selbst, denn ich werde es nicht mehr mitbekommen. Sondern für die Menschen, denen ich etwas bedeute. Zumindest wünsche ich mir selbst das für die Menschen, mit denen ich über das Digitale teils innige, teils lose, aber zugewandte Verbindungen habe: Die Möglichkeit, mich an sie zu erinnern. Durch ihre Texte, unsere Gespräche, Bilder. Etwas, was ohnehin zur Trauer und zu unserer Trauerkultur gehört. Denn Leben wie Tod fühlen sich im Digitalen nicht anders an.