Das digitale Bestattungshaus Mymoria. Die Gründer im Interview

„Sicher – online – von zu Hause“ titelt eine Infobroschüre von mymoria. Bezieht man mit ein, dass es sich um ein Bestattungsunternehmen handelt, bekommt dieser Dreiklang eine besondere Note. mymoria (Link) ging 2015 mit der Vision an den Start, Hinterbliebenen die Planung und Beauftragung einer Bestattung komplett online zu ermöglichen – und wird somit zu einem Beispiel für die Digitalisierung einer analogen Branche. Die Gründer im Interview.

Das Gründerteam. V.l. Björn Krämer, Peter Kautz, Heiko Reintsch.
Das Gründerteam, v.l.: Björn Krämer, Peter Kautz, Heiko Reintsch. (Copyright mymoria)

Geht es um Bestattungen und Internet, herrscht oft noch begriffliche Unschärfe. Das wollen wir gleich zu Beginn klären. Was versteht ihr unter Online-Bestattung und Internetbestattung und was genau macht mymoria?

Inhalt

Weil die genannten Begriffe nicht klar erklären würden, was wir machen, sind wir ein Digitales Bestattungshaus. Wir haben den kompletten Prozess der Bestattungsplanung und -beauftragung digitalisiert. Hinterbliebene geben bei mymoria den Ort der Bestattung an, suchen sich die Bestattungsart und alle gewünschten Produkte auf unserer Seite aus. Bei Bedarf unterstützen unsere ausgebildeten und erfahrenen Bestatter Tag und Nacht am kostenfreien Servicetelefon. Unsere Bestatter vor Ort übernehmen dann die physischen Aufgaben, wie die Überführung, die Versorgung der Toten und die Beisetzung. 

Was unterscheidet mymoria von einem klassischen Bestattungsunternehmen?

Bei uns kann man Bestattungen und Bestattungsvorsorgen bequem von zu Hause aus planen und beauftragen. Das alles zu jeder Tages- und Nachtzeit und von überall auf der Welt, wenn beispielsweise die Familie verstreut lebt. Dabei sind wir von vornherein transparent und zeigen zu jedem Zeitpunkt den Preis an, damit jeder für sein Budget das Richtige findet und ohne Druck entscheiden kann.

Welche Menschen nehmen euer Angebot in Anspruch? Gibt es hier ein Stadt-Land-Gefälle oder eine bestimmte Altersgruppe?

Unsere Kundschaft ist grundsätzlich breit gefächert. Aber die Menschen, die für jemanden eine Bestattung planen müssen, sind in der Regel nicht sehr jung. Doch die Generation, die heute Großeltern und Eltern beerdigt, kennt das Internet gut und ist beim Online-Kauf sehr erfahren. Für sie ist es nur konsequent, nun auch Bestattungen online zu buchen. Und dabei ist es, auch wenn man anderes vermuten mag, egal, ob die Kunden in der Stadt oder im ländlichen Raum wohnen. Die Bestattungen, die wir durchführen, sind ziemlich gleichmäßig über Deutschland verteilt.

Spielt bei euch das Thema digitaler Nachlass eine Rolle?

Kaum, wir bieten digitalen Nachlass zwar optional mit an, er wird aber von unseren Kunden selten beauftragt. Das wird sich aber ändern, sobald die jetzt jüngeren Generationen ihre Bestattungen planen.

Die Digitalisierung wird die Arbeit in den Bereichen Tod und Trauer noch weiter verändern. Was wäre ein außergewöhnliches Zukunftszenario, das ihr euch vorstellen könntet?

Die Digitalisierung gibt Hinterbliebenen schon jetzt mehr Zeit zum Trauern und Gedenken. Mittelfristig wird sich die Bestattungs- und Trauerkultur dieser gesellschaftlichen Entwicklung anpassen und auch offener und weniger mit Tabus behaftet sein. In Zukunft werden Trauerfeiern und Bestattungen online übertragen, von Drohnen gefilmt, damit alle Freunde, auch die bei Facebook & Co., teilnehmen können.

Vielen Dank für eure Zeit!

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