Von der selbst erstellten Website bis zum Gedenkseitenportal – Gedenken im Internet

Die digitale Welt ist längst Teil unseres Alltags geworden. Kein Wunder also, wenn wir alles, was uns bewegt, auch in diesen Raum tragen. Das können Geburtstagsglückwünsche oder Posts über einen geglückten Wohnungsumzug auf Facebook sein, die beeindruckenden Fotos vom letzten Urlaub auf Flickr, eine enttäuschte E-Mail über einen geplatzten Auftrag. Aber auch der Kummer über den Verlust eines nahestehenden Menschen. Trauer und Gedenken haben ihren Platz im Netz. Auf vielfältige Weise verleihen Hinterbliebene mit Gedenkseiten und -profilen dieser Trauer Ausdruck.

Die individuelle Website zum Gedenken an den Verstorbenen

Inhalt

Wer dem Verstorbenen ein ganz persönliches virtuelles Denkmal setzen möchte, kann z.B. für/über den Verstorbenen eine eigene Website aufsetzen oder erstellen lassen. Bereits seit den 1990er Jahren wählen Trauernde im Netz diesen Weg und nutzen die Möglichkeiten einer Website, um Erinnerungen zu sammeln und vom Leben und oft auch den Todesumständen zu erzählen. Gibt man den Link an Verwandte und Freunde weiter, können sie die Seite besuchen. Wer mit seinen Erinnerungen lieber für sich bleibt, kann mit der persönlichen Seite relativ unentdeckt bleiben.

Vorteile: Weder der grafischen noch der inhaltliche Gestaltung sind hier Grenzen gesetzt. Dazu entscheidet man unabhängig von Portalanbietern, wem man die Seite zugänglich macht: Nur sich selbst, einem gewählten Kreis oder der breiten Öffentlichkeit.

Nachteile: Die Erstellung einer Website kann sehr viel Zeit erfordern oder teuer werden. Zudem ist es nicht jedermanns Sache, sich mit Designanforderungen, Hostinganbietern, HTML und CSS auseinanderzusetzen.

Beispiel: Die einfach gehaltene Trauerseite für den Bestattungsredner Georg Batz http://www.georg-batz.de/.

Screenshot Gedenkseite Georg Batz
Die Gedenkseite für den freien Bestattungsredner Georg Batz

Digitale Trauerforen als Zentrum für Austausch und Miteinander

Möchte man breiter auf die selbst erstellte Seite aufmerksam machen und den Austausch mit Menschen suchen, die ein ähnliches Schicksal tragen, bieten viele Trauerforen die Möglichkeit zur Verlinkung. Sie sammeln die Namen der Verstorbenen und verlinken auf die selbst erstellten Seiten. Oft haben die Foren einen bestimmten Schwerpunkt, z.B. die Trauer um verlorene Kinder oder Geschwister.

Vorteile: Foren dieser Art bieten die Möglichkeit, andere Hinterbliebene zu finden und sich auszutauschen. Durch das Sammeln der individuellen Gedenkseiten an einer zentralen Stelle finden Trauernde zusammen und können Anteil am Schicksal nehmen, ohne, dass erst groß erklärt werden muss.

Nachteile: Auch hier bildet eine selbst entworfene Seite die Grundlage, die Zeit, Aufwand und unter Umständen auch viel Geld kosten kann.

Beispiel: http://www.meinetrauer.de/

Screenshot Meinetrauer.de
Das Trauerforum „Meine Trauer“

Die unkomplizierte Alternative: Gedenkseitenportale

Wer gerne selbst eine Seite gestalten möchte, aber nicht über die technischen Fähigkeiten verfügt, kann für den Verstorbenen auf einem Gedenkseitenportal ein Profil anlegen. Einer der bekanntesten unabhängigen Anbieter in Deutschland ist momentan Gedenkseiten.de, aber auch viele Tageszeitungen und auch Bestatter haben inzwischen Gedenkseitenportale in ihren Webauftritt mit eingebunden. Wir haben die wichtigsten Anbieter auch in diesem Überblicksartikel en detail unter die Lupe genommen. 

Das Prozedere läuft bei allen Anbietern ähnlich ab: Nachdem man sich registriert hat, kann man mit wenigen Klicks ähnlich wie bei anderen sozialen Netzwerken (Facebook etc.) eine Profilseite ausfüllen. Das Grundgerüst ist zwar bei jeder Seite dasselbe. Aber durch die Auswahl von Hintergrundbildern, das Hochladen von Fotos und das Einstellen von Texten bekommt jede Seite ihren individuellen Anstrich.

Vorteil: Eine Gedenkseite ist relativ schnell und einfach angelegt. Fast alle Gedenkseitenportale bieten eine kostenlose Basisversion an. Wer auf mehr Designmöglichkeiten zugreifen oder die Seite nur für bestimmte Personenkreise sichtbar machen möchte, kann meist gegen eine Jahresgebühr auf eine Premiumversion umsteigen (je nach Anbieter ab ca. 27 bis 60 Euro). Dazu bieten die Portale oft Zusatzfeatures wie das Anzünden von virtuellen Kerzen oder eine Kondolenzbuchfunktion. Trauernde können jederzeit eine Nachricht hinterlassen oder mit den Angehörigen des Verstorbenen Kontakt aufnehmen.

Nachteil: Wer Wert auf Privatsphäre und/oder Werbefreiheit legt, muss bei vielen Gedenkseitenportalen dafür bezahlen. Denn die kostenlose Basisversion ist in der Regel öffentlich, also von jedem einsehbar und z.T. auch kommentierbar und bei einigen Diensten mit Werbeeinblendungen versehen.

Auch wenn einige Portale ein geschmackvolles Design aufweisen, sind der Gestaltung (Design, Aufbau, Anordnung) Grenzen gesetzt. Dazu ist man von einem Dienst abhängig, der über die Bedingungen entscheidet und diese jederzeit auch ändern oder die Website abschalten kann.

Beispiele: http://www.gedenkseiten.de/ oder Angebote von Tageszeitungen wie der Süddeutschen und dem Merkur

Die individuelle Entscheidung bleibt notwendig

Ob Portal oder Website – Möglichkeiten, seiner Trauer über Gedenkseiten im Internet Ausdruck zu verleihen, gibt es jedenfalls viele. Jeder muss für sich entscheiden, mit welcher Lösung er sich wohler fühlt. Während es der eine schätzt, möglichst schnell und unkompliziert eine schöne Erinnerungsseite zu haben, kann es dem Anderen ein Anliegen sein, dem Verstorbenen mit einer aufwendig erstellten Gedenkseite eine letzte Ehre zu erweisen.

Und letztlich bleibt es eine ganz persönliche Entscheidung, ob man den Raum Internet überhaupt für seine Trauer nutzen will. Es spricht nichts dagegen, sich für diese Entscheidung Zeit zu lassen. Oft werden Gedenkseiten Monate oder Jahre später erstellt – der Erinnerung an einen wichtigen Menschen tut das keinen Abbruch.

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3 Gedanken zu „Von der selbst erstellten Website bis zum Gedenkseitenportal – Gedenken im Internet“

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