Mit „The Digital Beyond“ (Website) von Evan Carroll und John Romano gibt es bereits seit einigen Jahren eine englischsprachige Web-Quelle zu digitalem Nachlass. Die beiden haben ebenfalls ein Buch mit dem Titel „Your Digital Afterlife“ herausgegeben. Wir haben Evan Carroll, den „ersten Autor zu digitalem Nachlass“, einige Fragen gestellt.
Bitte erzählen Sie uns in zwei Sätzen: Wer sind Sie, was ist The Digital Beyond und was haben Sie mit digitalem Nachlass zu tun?
Inhalt
Ich bin Autor und Mitgründer von „The Digital Beyond“, der ersten Online-Quelle, die sich ganz dem digitalen Nachlass verschrieben hat. Außerdem bin ich Co-Autor des ersten Buches über digitalen Nachlass, „Your Digital Afterlife“.
Sie beschäftigen sich schon sehr lange, seit der South-by-South-West 2009, mit digitalem Erbe und virtuellem Nachleben. Wie sind Sie auf das Problem aufmerksam geworden?
John [Romano, Anm. d. Red.] und ich haben uns Zukunftsthemen und Trends überlegt, und wir kamen auf digitalen Nachlass als mögliches Thema. Wir konnten uns damit identifizieren, weil wir beide schon unsere Erfahrungen damit gemacht hatten. In meinem Fall hatte mich eine Angehörige gebeten, mich im Todesfall „um ihren Computer zu kümmern“. Bei John fielen die Geburt seines Sohnes und der Tod seines Großvaters zeitlich nah zusammen. Das betonte für ihn die Unterschiede zwischen den physischen Gegenständen, die er von seinem Großvater erbte, und den digitalen Erinnerungsstücken, die er von seinem Sohn anfertigte.
Planen Sie eine weitere Ausgabe Ihres Buches oder andere Publikationen?
Ich überlege gerade, ein schlankeres Buch zu schreiben, das Familien in den Fokus nimmt und ihnen hilft, zum Todeszeitpunkt die digitalen Werte eines verstorbenen zu verwalten. Das Projekt ist aber noch in einem sehr frühen Stadium.
Haben Sie gerade ein aktuelles Projekt rund um die Frage, was mit uns, unseren Daten und unseren digitalen Identitäten nach dem Offline-Tod passiert?
Aktuell keine, abgesehen von der weiteren Arbeit an „The Digital Beyond“ und dem einen oder anderen Vortrag zum Thema, wenn ich dazu eingeladen werde.
Was sind Ihrer Meinung nach die wesentlichen Probleme in Recht, Technologie, Kultur, Bildung, die uns abhalten, uns ordentlich um unseren digitalen Nachlass zu kümmern?
Das Problem ist zweigeteilt: Erstens denken Menschen nicht gerne über ihren Tod nach, besonders nicht in den USA. Man muss sich aber erst mit seiner eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen, um sich um seinen digitalen Nachlass zu kümmern. Zweitens, und vielleicht noch wichtiger, ist ein „benign neglect“, eine gewisse wohlwollende Gleichgültigkeit und Ignoranz. Die Leute wissen schon, dass sie sich um das Thema kümmern müssen, aber die eigentliche Planung schieben sie auf. Obwohl Recht und Technologie ebenfalls viel aufzuholen haben, müssen wir zunächst diese kulturellen Probleme in den Griff kriegen.
Original English version
Please tell us two sentences about yourself, The Digital Beyond, your current occupation and what you do with digital legacy.
I’m author and co-founder at The Digital Beyond, the first online resource dedicated to digital legacy issues. I’m also co-author of the first book on digital legacy, Your Digital Afterlife.
You already started working on digital legacy and virtual afterlife in 2009 at SXSW. What made you aware of the problem?
John and I were brainstorming what we thought were future trends and digital legacy came up as a possible topic. We connected with it because we both had some experience. For me, a family member had asked me to „take care of“ her computer in the event of her death. For John, his son was born the year following his grandfather’s death. The proximity of these events highlighted the differences between the physical things he valued from his grandfather’s life and the digital memories he was capturing of his young son.
I’m presently considering a slimmed-down book written for families to use at the time of death to best handle digital assets. That project is in the very early stages of development.
Do you have any current projects on the question what happens to us, our data and our digital identities after our death in the offline world?
None currently, aside from my continued work online at The Digital Beyond and speaking as invitations allow.
What do you see as the main problems – either in law, technology, culture, education, … – currently preventing us from taking proper care of our digital legacy?
The main problem is two-fold. First, especially in the US, individuals do not like thinking about their death. And to plan for their digital legacy, they must first come to terms with their own mortality. Second and perhaps more impactful is benign neglect. While individuals may know they need to deal with the issue, they put planning off for another time. While law and technology are also lacking, these underlying cultural issues must be addressed first.
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