Freelancer und digitaler Nachlass

Digitaler Nachlass ist ein Zukunftsthema. Nicht nur, weil immer mehr Menschen mit reichhaltigem digitalem Leben älter werden. Sondern auch, weil das individuelle Digitalleben immer größere wirtschaftliche Bedeutung bekommt.

Selfpublisher und andere kreative Freelancer

Inhalt

Ich komme ursprünglich aus dem Bereich Selfpublishing. Nicht als Autor, sondern als verlagsseitiger Projektmanager einiger Selfpublishing-Angebote (LYX Storyboard, BookRix). 

Selfpublisher sind Selbstständige mit einem starken emotionalen Bezug zu ihrem Werk und abhängig von den Werken, die sie schreiben und verwerten (also meistens verkaufen). Meistens agieren sie als „Freelancer“, also Freiberufler, und beschäftigen andere Einzelunternehmer und Freiberufler für (kreative) Tätigkeiten: Lektoren und Korrektoren, Grafiker fürs Coverdesign, Marketing-Spezialisten, Webdesigner, Betreiber von Buch-Werbeseiten wie lesen.net. Eine ganze Kreativindustrie ist freiberuflich organisiert; alle Beteiligten der Wertschöpfungskette arbeiten selbstständig.

Die Zukunft: Eine Gesellschaft von Freiberuflern

Der Grund, diesen Artikel zu schreiben, ist banal: Immer mehr Menschen arbeiten selbstständig, freiberuflich oder anderweitig im eigenen Namen und auf eigene Rechnung. Das geht so weit, dass Arbeitsmarkt-Startups verlautbaren, dass wir bald alle „frei“ arbeiten und andere Quellen von 50% Freiberuflerquote für 2020 ausgehen.

Das ist nicht unbedingt so positiv, wie es zunächst klingen mag. Freiberufler und andere Solo-Selbstständige haben – zumal bei wachsender Konkurrenz – deutlich weniger Jobsicherheit als Angestellte, sind häufig schlechter abgesichert und führen auch nicht immer hochqualifizierte Expertenjobs aus. Wer auf eigene Rechnung putzt oder bewacht, hat trotzdem keinen tollen Stundenlohn.

Die Entwicklung ist aber für die nächsten Jahre wohl nicht umkehrbar. Zwischen Flexibilitätswünschen der Arbeitenden und der Auftraggeber liegen zu viele (vermeintliche?) Vorteile auf der Straße.

Alle Arbeit ist digital

Im Schlafanzug arbeiten: Der Traum vom Freelancer
Macbook und Schlafanzug: Der Traum vom Freelancer

Gleichzeitig ist die meiste kreative, gestalterische, aber auch planende, organisierende und verwaltende Arbeit heute digital. Mit einem PC und Zugang zu den relevanten Netzwerken (Internet, Intranets) lässt sich fast alles von überall her bewerkstelligen. 

Neben Sicherheitsproblemen bedeutet das vor allem: Wir arbeiten voll-digital und die Ergebnisse unserer Arbeit sind Dateien. (Und auch wenn wir sie per Mail verschicken, bleiben sie Dateien.) Präsentationen, Texte, Grafiken, Programmcode, Websites, Konzepte liegen auf unseren Festplatten (und hoffentlich auf dem Backup-Server). Und der Schöpfer ist der einzige, der noch durchblickt, wenn er für viele verschiedene Auftraggeber arbeitet (wie es das Gesetz ja auch fordert).

Digitaler Nachlass wird das zentrale Element jedes Todesfalls

Über kurz oder lang lässt sich daher postulieren: Das wesentliche Erbe eines Menschen besteht künftig aus den digitalen Werkstücken und Ergebnissen eines (Arbeits-)Lebens sowie aus den Wert- und Konsumgütern, die durch die Früchte dieser Arbeit erworben wurden. 

Während letztere problemlos vererbt werden können, fallen bei ersteren alle Probleme des digitalen Nachlasses an. Insbesondere, wenn wir bis ins Hohe Alter arbeiten (was Selbstständige ja heute schon oft tun), werden Hinterbliebene regelmäßig vor unübersichtlichen Nachlässen stehen, die nicht nur großen Wert haben, sondern das gesamte Lebenswerk eines Menschen repräsentieren. Gerade für alle, die „für sich“ arbeiten, ist Vorsorge daher elementar.

(Übrigens: Selfpublisher finden in der Selfpublisher-Bibel auch einen kleinen Überblick von mir, wie sich der Nachlass strukturieren lässt.)

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