Vorsorge im Eigenbau: EmergencyWP hilft bei der Planung

Albert Brückmann hat seine Lösung Meminto weiterentwickelt und legt zum Jahresende seine neue „EmergencyWP“ (Website) vor. Das WordPress-Plugin hilft, seinen digitalen Nachlass zu planen und nach dem Tod Nachrichten an Hinterbliebene zu verschicken. Wir haben uns das Tool angesehen und Albert Brückmann interviewt.

Was ist EmergencyWP und wie funktioniert es?

EmergencyWP ist ein Plugin für das beliebte Blog-System WordPress. Mit bald 35% Marktanteil aller Websites weltweit ist WordPress mehr als „nur“ ein Blog und Website-Baukasten. Es wird mittlerweile immer häufiger als Framework für andere Applikationen genutzt. So auch EmergencyWP. Es kann sehr einfach installiert und eingerichtet werden, dazu muss man kein Website-Entwickler sein.

EmergencyWP Dashboard Page
Das Dashboard zeigt, in welchem Zustand sich das System gerade befindet und wann die nächsten Aktionen ausgelöst werden

An wen richtet sich die Software?

Stand jetzt: An WordPress Freelancer und andere, die mit WordPress umgehen können. Wie gesagt, die Lernkurve ist nicht besonders hoch und der Einstieg relativ einfach. Das System ist derzeit aber nur in englischer Sprache verfügbar, kann aber beliebig übersetzt werden. Dafür werden derzeit auch noch Helfer gesucht.

Wieso haben gerade Selbstständige und Freiberufler ein besonderes Bedürfnis, aber auch eine besondere Verantwortung, vorzusorgen?

Ich gehe von mir aus: Als Agentur-Inhaber betreue ich derzeit über 350 Kunden. Viele von ihnen haben wenig Lust und noch weniger Zeit, sich mit Zugangsdaten, Server-Infos und anderen technischen Dingen die Zeit zu vertreiben. Deshalb geben sie dies vertrauensvoll in (z.B. meine) Hände ab. Dabei bedenken sie nicht, wie es für ihre Seiten und Mails weitergeht, sollte mir etwas zustoßen.

Man könnte dies natürlich für naiv halten. Sagen wir aber lieber, dass das Tabu-Thema „Tod“ einfach von jedem ungern angefasst wird. Das bedeutet: Kaum jemand macht sich Gedanken darüber, was mit dem digitalen Nachlass eigentlich geschieht. Sowohl mit dem eigenen als auch mit dem, den man für andere Kunden betreut. Als Freiberufler und Selbstständiger hat man diese Verantwortung aber. Mit EmergencyWP kann man dieser Verantwortung sehr gut nachkommen und für den Fall der Fälle seinen Kunden, seinen Eltern, den eigenen Kindern oder dem Ehepartner helfen, trotz des eigenen Ausfalls jederzeit nahtlos weiterzumachen. Denn: The show must go on.

Wieso hast du dich für WordPress als Plattform entschieden?

Manche Entwickler halten WordPress für nicht besonders sicher und bemängeln den Code, mit dem es geschrieben ist. Einwände gibt es immer – zu jeder Software. Aus meiner Sicht ist es jedoch ein weit verbreitetes System, das sich über viele Jahre nicht nur bewährt hat, sondern auch eine weltweite Community hinter sich hat, die es regelmäßig weiter entwickelt. Auch dem Aspekt der Sicherheit kann man mit entsprechenden Plugins abhelfen.

Ich habe mich aber auch für WordPress entschieden, weil es sehr einfach zu installieren ist (viele Hoster bieten eine 3-Klick-Installation an und können bei Fehlern direkt helfen) und modular erweitert werden kann. Mit EmergencyWP kann man sich also ein kleines, autarkes System selbst aufsetzen, es beim Hoster seines Vertrauens oder sogar auf einer eigenen NAS speichern und Informationen, die man weitergeben möchte, dort hinterlegen. Natürlich sollte man darauf achten, wer sonst noch Zugriff auf das System hat und dass man es selbst regelmäßig updated, wie bei jeder anderen Software auch.

Was unterscheidet EmergencyWP von anderen Vorsorge-Diensten?

Mit EmergencyWP ist der Totmannschalter („Dead Man’s Switch“), den wir schon bei Meminto hatten, ins Plugin integriert. D.h. es gibt einen Prozess, der teilautomatisch erkennen kann, ob ein Benutzer verstorben ist. Im Grunde braucht es dazu keine weiteren Teilnehmer am System; man kann aber bis zu drei Vertrauenspersonen hinterlegen, die den sogenannten Lifecheck absichern und um ein Feedback gebeten werden, wenn die Liefechecks vom Benutzer ausbleiben.

EmergencyWP ist für den Benutzer selbst gedacht. Man meldet sich nirgends an und gibt seine Daten nicht irgendeinem Anbieter in die Hände – mit Ausnahme des Hosters (umso größer der ist, desto unwahrscheinlicher ist es, dass jemand aktiv auf eine einzelne WordPress Installation schaut und deren Datenbank untersucht – aber auszuschließen ist dies natürlich nicht).

Weiterhin kann EmergencyWP sehr frei bedient werden. Man ist nicht an irgendwelche Prozesse gebunden oder kann nur bestimmte Dinge machen, sondern kann wirklich hinterlegen, was man möchte.

EmergencyWP Settings Page
Über das WordPress-Dashboard lassen sich allerlei Einstellungen vornehmen: Frequenz des „Life Check“, Persönliche Daten, die bevorzugte „Dankes“-Seite für Vertrauenspersonen und Kontakte.

Durch ein Add-On für Zapier kann EmergencyWP an über 1500 Schnittstellen angeschlossen werden. Das ist gewaltig, denn nun können Prozess bis hin zur Steuerung anderer Geräte und Apps automatisiert nach dem Tod ablaufen. Die Möglichkeiten hier sind wirklich immens.

Das heißt, mit dem Plugin kann man – ein paar technische Kenntnisse vorausgesetzt – für einen sehr langen Zeitraum vorsorgen?

Im Gegensatz zu anderen Vorsorge-Diensten muss sich kein Nutzer mehr fragen, ob es die „Dienstleistung“ in zehn Jahren noch gibt. Da wir mit WordPress auf ein starkes Basis-System gebaut haben, ist die einzige Frage nur noch: Habe ich meinen Hoster lange genug im Voraus bezahlt? Hier genügt aber ein Jahresvertrag meistens schon, es sei denn, man möchte mit EmergencyWP Informationen erst weit in der Zukunft versenden – auch das ist möglich und unterscheidet sich zu anderen Systemen.

Informationen und Prozesse müssen nicht direkt „raus“: Nachrichten lassen sich zeitlich auf einen bestimmten Termin planen, z.B. den Hochzeitstag oder den 18. Geburtstag des Kindes, falls man diesen nicht mehr erleben sollte.
Im Allgemeinen ist zu sagen: EmergencyWP wurde mehr aus einer emotionalen Richtung als aus einer rechtlichen angegangen. Dies schließt jedoch nicht aus, dass es auch professionell benutzt werden kann. Womöglich sind dazu noch einige Anpassungen nötig.

Wieso ist eine selbst gehostete Lösung überlegen?

Einige Gründe gehen oben bereits hervor, ich mache jedoch noch ein weiteres Beispiel – jetzt wird’s kurz technisch: Ich selbst habe eine NAS mit einer verschlüsselten Festplatte, auf der auch WordPress läuft. Ich kann hierauf EmergencyWP installieren und muss ab diesem Zeitpunkt nur dafür sorgen, dass diese immer am Strom hängt oder durch eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) geschützt ist.

Ich könnte noch weiter gehen und einen Raspberry Pi mit einem Webserver ausstatten, WordPress installieren und das ganze direkt an meinen Router hängen. Wenn dort nun EmergencyWP läuft, habe ich ein Vorsorge-System bei mir zuhause, das ich über den Browser steuern kann. Das alles hat ein Ziel: Herr über die eigenen Daten zu bleiben, soweit es geht.

Was hast du mit EmergencyWP noch vor?

Im Moment bereite ich den Release und das Marketing vor, bevor es an weitere Features geht. Mir ist bewusst, dass das Thema digitaler Nachlass und Todes-Vorsorge ein Nischen- und gleichzeitig Tabu-Thema ist. Dass ein Markteintritt damit sehr schwer wird, habe ich auf dem Schirm. Ich weiß auch, dass ich durch den Einsatz von WordPress als benötigtes „Betriebssystem“ den Benutzerkreis weiter eingrenze. Deswegen soll es für alle, die gerne den Zugang zu EmergencyWP hätten, aber sich nicht um das Hosting kümmern können oder wollen, eine Version geben, um die wir uns kümmern.

EmergencyWP Messages Page
Die „Messages“-Seite erlaubt, individuelle Nachrichten an verschiedene Kontakte zu hinterlegen. Im Todesfall werden diese dann versandt.

Das heißt, es wird ein sogenanntes WordPress-as-a-Service (WaaS) geben, das monatlich, jährlich oder länger gebucht werden kann. Das hatten wir damals mit der Beta von Meminto so gemacht und 430 Beta User damit bedient. Die Offenheit ist also da, die Nachfrage auch, wenn auch nur klein, zumindest deutschlandweit gesehen.

Weiterhin wird es bald aber noch die Möglichkeit geben, dass EmergencyWP sich um die Vermittlung von digitalen Wertgegenständen kümmern. Das heißt: Wenn ich als Freelancer mir über die Jahre wertvolle Accounts mit digitalen Gütern gefüllt habe (in meinem Fall sind es dutzende Plugins, Templates und Software Lizenzen), kann ich diesen gegen ein Entgelt an einen befreundeten Freelancer abgeben. Das „Entgelt“ erhalten meine Hinterbliebenen oder eine Organisation meiner Wahl, den Zugang anschließend der Freelancer. Als Vermittler kann EmergencyWP hier helfen, eine weitere Nische zu bedienen.

Natürlich wollen wir zuerst aber das System, das nun 3 Jahre lang in der Beta Phase war, weiter stärken und dafür sorgen, einen zufriedenen, langlebigen Kundenstamm aufzubauen.

Warum sollten sich unsere Leser gerade jetzt eine Lizenz holen?

Während der Release-Phase bieten wir Lifetime-Lizenzen für das Plugin EmergencyWP an, und zwar zu Preisen, die es sonst nie wieder geben wird. Um dieses Angebot in Anspruch zu nehmen, müssen Interessierte jedoch eine Umfrage mit 7 Fragen beantworten, die uns helfen, das Produkt besser zu machen. Wer keine Lifetime Lizenz möchte, erhält als Dankeschön EmergencyWP in der Grundversion ein Jahr lang gratis und kann es jederzeit über Add-Ons erweitern. Das ist das aktuelle Angebot, bei dem man nicht lange zögern sollte!

In der EmergencyWP facebook Community kann sich auch jeder einschalten, mitlesen und aktiv mithelfen, das Plugin zu verbessern. Und zur Umfrage und dem damit verbundenen Angebot geht es hier.

Vielen Dank für das Gespräch und viel Erfolg für Projekt und Produkt!

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