Eine neue Obskurität im Schnittbereich von Tod und Digitalisierung: Auf Youtube tauchen — vor allem in Amerika — in letzter Zeit vermehrt Videos auf, in denen Personen oder auch Roboterstimmen Todesanzeigen vorlesen. Dieses Phänomen steht nicht ganz alleine: Offenbar gibt es schon seit Längerem Accounts oder Einzelvideos, in denen sozusagen „die Zeitung“ vorgelesen wird, und die Todesanzeigen sind eine neue Erweiterung dieses Contents. Das Motiv: Clicks und Werbeeinnahmen generieren.
Für Hinterbliebene oder ehemalige Bekannte ist das möglicherweise nicht ganz leicht einzuordnen oder sogar verstörend: Man googlet eine verstorbene Person und stößt auf ein Video, in dem sich lediglich einige wenige, oberflächliche Informationen finden — vorgetragen von Wildfremden. Wired hat das Phänomen in einer Reportage dokumentiert, leider aber keine Antworten von Beteiligten (Vorlesenden, Werbetreibenden, Plattformen) erhalten.
Das Phänomen ist sicherlich noch weit entfernt von anderen Formen des Gebrauchs und Missbrauchs von Informationen Verstorbener (etwa Identitätsdiebstahl oder aktivem Kontaktieren von Hinterbliebenen zu Werbezwecken). Aber ein bisschen skurril ist es doch.